Alles begann mit meiner Mitgliedschaft in einer dieser Communities. Ich mache in diesem Internetz so ziemlich eigentlich jeden Scheiss mit. Erstens, weil man daraus lernen kann, und zweitens, weil man meistens auch was davon hat. Sei es Spaß, sei es Infotainment oder auch hin und wieder was umsonst.
In diesem Fall handelt es sich bei der Community um die der Santa Fe Natural Tobacco Company. Die Zigaretten sind im Handel als „Natural American Spirit“ erhältlich. Unter www.sfntc-inside.de dreht sich alles um die Tabakprodukte der Firma, die sich dadurch auszeichnet, dass sie Tabakprodukte ohne Zusätze herstellt. Oben drauf seit neuestem auch noch solche, die aus 100% organischem Anbau stammen.
In dieser Community wurde also ein Tabakernte-Wochenende ausgeschrieben. Und da ich für mein Leben gerne neue Erfahrungen sammle, habe ich mich mal kurzentschlossen beworben. Und wurde genommen.
„Tabakernte-Wochenende?“ mag sich da jetzt so mancher fragen. Oder auch „Warum gehst du freiwillig am Wochenende arbeiten?“. Nunja. Abegsehen von der Neugierde auf das wo und wie Tabak angebaut und geerntet wird, war da natürlcih auch die Neugierde auf das ausgelobte Rahmenprogramm. Und das hatte es in sich wie ihr noch sehen werdet.
Neben einer Unmenge von Give-Aways gab es auch Arbeitsklamotten. Regenjacke, Regenhose und Gummistiefel waren dann am Samstag auf dem Feld und beim Tabak sortieren dringend notwendig. Aber dazu später. Denn das Wochenende beginnt ja bekanntermaßen am Freitag. Für mich sogar am Freitag Morgen. Denn die Anreise begann relativ zeitig ab Regensburg. Mit der Bahn via Nürnberg, Würzburg, Frankfurt und Hanau bis kurz vor Neupotz. Dort wurden wir dann mit dem VW Bully in Firmen-Farben abgeholt und zu unserer Unterkunft verfrachtet, die im idyllischen Neupotz beheimatet war. Der Name täuscht. Denn das kleine Städtchen liegt schön ruhig in der Pfalz und das Gasthaus Gehrlein noch ruhiger im Ortsteil Hardtwald. Wie sich heraus stellte kommen hier auch des öfteren Mitarbeiter der hiesigen Firma Krones unter und die Gastgeberin war aus Rosenheim, so dass ich auf mein kleines bisschen Bayern auch hier nicht verzichten musste.
Freitag Abend startete dann das Programm. Im angeschlossenen Restaurant wurden wir von der ersten Prominenz begrüßt. Neben unserer Gastgeberin von SFNTC, Kim, war auch der Präsident der Tabakbauernvereinigung vertreten, mit dem wir erst einmal ein wenig plaudern konnten. Natürlich nicht ohne nebenbei die leckeren Speisen aus dem Hause Gehrlein zu genießen. Neben Saumagen, der schlimmer klingt als er schmeckt, gab es auch Tellersülze mit Kaninchen und weitere kulinarische Delikatessen bevor es dann weiter ging zur Besichtigung eines Tabkabauernhofes.
Das Tabak getrocknet werden muss, wusste wohl jeder. Aber wie das vor sich geht war wohl ebenso jedem neu. Öfen übernehmen den Job, wo früher hohe Tabakspeicher standen. Davon durften wir auch einige besichtigen. Beängstigend, wenn man sich überlegt, dass die Dinger gut und gerne über 20 Meter hoch sind und man früher auf schmalen Brettern herumturnte auf eben dieser Höhe. Ungesichert. Nur um mit dem bisschen Tabak die Familie zu ernähren.
Früher war Tabakanbau also gefährlich. Heute wird er in Deutschland aus anderen Gründen immer mehr zur Randsparte in der Landwirtschaft. Früher gab es in der Pfalz sehr viele Tabakbauern. Inzwischen sind es nur noch sehr wenige. Und die müssen sehr ums Überleben kämpfen.
Unser Gastgeber hatte sichtlich gute Laune. Voll Elan führte er uns über seinen Hof. Die gute Laune steigerte sich immer dann, wen das Gespräch auf unseren Ernteeinsatz am folgenden Tag kam. Warum ahnten wir nur. Am Samstag sollten wir das Grinsen dann verstehen.
Den Abend ließen wir in Speyer auf dem Altstadtfest ausklingen. Bei Wein und gutem Essen genossen wir das fast trockene Wetter. Die Ernte sollte aber feucht und anstrengend werden.
Samstag Morgen, auf geht’s auf’s Feld. Ernte kann ja nicht so schwer sein. Angekommen auf dem Feld stellte sich erst ein Mal die Frage, wie man denn den Tabak überhaupt erntet. Dass es nur von Hand geht war klar, wie aber genau und wie schnell war unklar.
Wie es geht wurde uns schnell gezeigt. Einfach unten an der Pflanze angreifen und die reifen Blätter nach oben, die Hand drehend abernten. Das Tabakernten, diesen Schritt, die Blätter abzubrechen nennt man auch ganz klassisch „Tabakbrechen“. Gott sei Dank waren die Pflanzen schon zur Hälfte abgeerntet. Mein Rücken hat sich darüber gefreut. Trotzdem war es absolute Knochenarbeit. Um so mehr musste ich den Einsatz der Erntehelfer bewundern, die hier nicht nur zum Spaß da waren. Während sich die Großstadtkinder durch das Tabakdickicht quälten, die Linie verloren, gar nicht genau wussten wo sie hin sollen und immer wieder vor dem Erntefahrzeug in Deckung gehen durften, wieselten sie zwischen uns herum, ernteten vor uns, nach uns und verschwanden genau so schnell wie sie aufgetaucht waren. Nach der Hälfte des Felds schwitzte ich Blut und Wasser, während sie einfach nur darauf warteten, dass ich endlich wieder zu Atem kam.
Auch wenn wir angeblich die schnellste Gruppe an Erntehelfern waren die SFNTC jemals „angekarrt“ hatte. Ohne uns wäre wohl schon eine Stunde früher Feierabend gewesen.
Zur Mittagszeit ging es für uns dann ins Anglerheim in Neupotz. Leckeres Essen, auch für Leute wie mich, die nicht so scharf auf Fisch sind. Ein wenig Entspannung ist gut, dachte ich mir. Doch es sollte anders kommen. Denn Roco kam ins Gespräch mit einer Reisegruppe, die auf dem angrenzenden toten Seitenarm des Rheins eine Runde auf einem römischen Ruderboot drehen wollte.
Leider waren nicht genug Ruderer vorhanden, und so lag es an uns, die Crew zu vervollständigen. Trotz Zeitdruck und schmerzenden Armen hat uns Roco dann doch überredet. Wir haben uns auf das Ruderboot getraut und eine Teambuildingmaßnahme mit gemacht. Entgegen aller meiner Befürchtungen war s wirklich interessant und eine echt witzige Erfahrung.
Doch noch stand das wichtigste aus. Das sortieren des Tabaks. Auch wenn es nicht der frisch geerntete Tabak war. Trotzdem muss man den Tabak sortieren. Und auch das ist nicht ohne.
Den ganzen Berg haben wir natürlich nicht geschafft. Aber wir haben es zumindest versucht. Je nach Qualität mussten die Blätter in bestimmte Kartons eingeordnet werden. Allein die Kategorisierung war schon eine Sache für sich. Ständig aber gebückt über dem Laufband zu stehen kam dazu und ganz ehrlich nach einem Tag Ernte würde ich das lieber mal nicht machen. Und das, wo ich nur mal rein geschnuppert habe. Aber der Abend sollte dafür entschädigen. Was mich aber erst mal viel mehr entschädigt hat war das Zusammentreffen mit einem noch nicht mal 24 Stunden alten Kalb.
Und nein. Das Kalb landete nicht auf dem Teller am Abend. Auf dem Teller landeten aber wirklich leckere Sachen aus dem Hause Gehrlein. Neben gut gewürztem Schafskäse auch leckeres Lamm, ein wahnsinniges Entrecote und zum Abschluss eine Creme Brule, die ihres Gleichen sucht. Das Ganze in der Gesellschaft der Menschen, mit denen wir das Wochenende verbracht haben. Es war ein echtes Vergnügen.
Für die Bewerber der Ernte 2015 kann ich nur sagen: Bewerbt euch! Es ist wirklich interessant. Es ist eine Menge Spaß . Und ja, es ist auch ein bisschen Arbeit, aber die ist es wert. Ich habe wirklich ein schönes Wochenende erlebt und viel über Tabak gelernt. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass Tabak noch so günstig ist, bei all dem Aufwand, der dafür betrieben wird. Und wenn er dann auch noch so nahe an der Natur angebaut und geerntet wird, dann sind die zwei oder drei Zigaretten, die ich weniger in der Schachtel habe wirklich gar nichts.
Danke, Kim und SFNTC für das Wochenende. Es war wirklich ein Erlebnis.